Wichtige Infos auf einen Blick
Wichtige Infos auf einen Blick
Bergformationen und markante Felsengipfel haben schon immer Stoff für Märchen und Mythen geliefert. Weil sie die Fantasie der Menschen anregen. So entstanden Erzählungen, die dann von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Auch in Ruhpolding.
Mythen und Sagen rund um das Miesenbacher Tal gibt es zuhauf. Es gibt sogar einen eigenen Sagenweg mit acht Märchen, die auf Tafeln niedergeschrieben sind. Manche wären fast schon in Vergessenheit geraten. Aber so ist das mit fantastischen Geschichten, die im Laufe vieler Jahre ausgeschmückt, umgedeutet und weitererzählt werden - oder eben verschwinden. Früher gaben Sagen den Menschen Halt und Orientierung und waren eine Art moralische Instanz. Und sie lieferten Erklärungen für wunderbare oder merkwürdige Ereignisse. Eine typische Ruhpoldinger Sage ist die der „Rauschberg Mandl“, und die geht so:
Vor vielen hundert Jahren lebten die Menschen am Fuße des Rauschbergs noch recht bescheiden. Es waren Bauern und Holzknechte und sie glaubten, dass in den Bergen Zwerge und auf den Gipfeln Schneegeister hausen. In einem Winter begann es schon früh zu schneien. Einige Bauern wollten Holz vom Berg ins Tal bringen, um bei der strengen Kälte nicht erfrieren zu müssen. Noch weit oben im Hochwald erwischte sie ein heftiger Schneesturm. In einer Hütte fanden sie Zuflucht. Da hörten sie draußen im Sturm Hilferufe. Es war ein kleiner Bergwichtl, der bis zu den Schultern im Schnee steckte. „Geh, huif mir außa!“ bat er. „Soll auch dein Schaden net sein!“ Die Bauern hoben ihn aus dem Schnee und brachten ihn in die warme Stube.
Sie nahmen ein Stück Tuch, schnitten mit dem Messer ein kleines Loch hinein, grad groß genug, dass der Kopf des Bergmännleins hindurchpasste und hängte ihm den Flicken als Mantel um. Als sich der Zwerg gestärkt und aufgewärmt hatte, bedankte er sich bei den Bauern und beschrieb ihnen eine Stelle im Berg, wo sie auf Erz und Galmei stoßen würden. Die wollten es erst nicht glauben, aber als das Männlein sie zu einer solchen Höhle führte, staunten sie nicht schlecht. „Wann’s ihr a für meine Freind soichane Kotzn macht’s, zoag i eich no mehr!“, sagte das Männlein.
Das ließen sich die Bauersleute nicht zweimal sagen und waren ganz aufgeregt. Kaum zurück im Tal, begannen die Frauen schon Kotzenmäntel anzufertigen. Seit diesem Tag war es mit der Armut im Dorf vorbei. Jahr für Jahr brachten die Bauern den Zwergen zu Winteranfang neue Kotzen. Und diese zeigten ihnen dafür neue Erzlagerstätten. So ging es lange Zeit. Bis wieder einmal der Winter vor der Tür stand und die Frauen zu murren anfingen. Sie wollten sich die Finger nicht wieder zerstechen. „Werds doch des Erz leicht a selm finden kenna!“, beschwerten sie sich bei ihren Männern, die schließlich nachgaben. In diesem Winter warteten die Zwerge vergebens auf ihre warmen Mäntel. Enttäuscht und verärgert zogen sie sich auf ewig zurück. Und das Dorf fiel wieder in Armut, denn die Lagerstätten waren alsbald erschöpft und neue wurden nie wieder gefunden.