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© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

Kuagloggn und Blasbalgdeifi

Datum: 24.10.2023
Von: Kathrin Thoma-Bregar

Es ist einer dieser Orte, der aus der Zeit gefallen scheint. Ein bisschen verwunschen, ein wenig geheimnisvoll. Ein Ort, der erzählt, von früher, als die Hammerschläge der Ruhpoldinger Glockenschmiede tagein tagaus weithin zu hören waren.

„Glockenschmiede gegr. 1646“ steht auf einem schlichten Holzschild über der Eingangstür. Am Hauseck rangt Grün empor. Im Gegenlicht der Sonne glitzert ein kleiner Regenbogen über dem Wasserrad und über den Wald streicht sanft der Sommerwind. Seit fast vier Jahrhunderten steht die Glockenschmiede in Haßlberg, weit hinten im Brander Tal. Stoisch trotzte sie allen Kriegen und Weltereignissen. 1960 starb der letzte Schmiedemeister, Fritz Grübl. Seiner Tochter Tyrena Ullrich und ihrem Mann Martin ist es zu verdanken, dass das Anwesen nicht verfiel. Heute ist es ein kleines Museum. Zeitzeuge eines fast vergessenen Handwerks, einer mühsamen und beschwerlichen Arbeit.

Man bekommt eine Ahnung davon, wenn man die Hammerschmiede betritt. Dunkel und kühl ist es hier, selbst an einem strahlenden Sonnentag. Der Boden der Schmiede musste ständig feucht gehalten werden, damit umherfallende Funken nichts entzünden konnten. Durch die monotonen, lauten Schläge der schweren Hämmer war das eigene Wort nicht zu verstehen. Einen Gehörschutz gab es nicht. Die Männer verständigten sich mit Kopfzeichen, „Hammersprache“ genannt. Ihre Tätigkeit war enorm kräftezehrend. Der Tag dauerte häufig zwölf Stunden. Sie trugen schwere Lederschürzen und Holzschuhe und standen an der glühenden Esse, dem Schmiedeherd, und an den dröhnenden Schwanzhämmern.

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Um sie anzutreiben, wurde das Wasser vom Thorau- oder Glockenbach in einem Bachbett ausgeleitet und in einem Gerinne aufgestaut. Die Wasserzufuhr und damit die Anzahl der Hammerschläge pro Minute konnte durch einen Schieber, den „Schütz“, reguliert werden. Das Wasser floss von oben auf das Rad und drehte es an. Diese Drehbewegung des Wasserrades wurde von der Hammerwelle aufgenommen und der Hammer angehoben. Durch sein Eigengewicht fiel er mit enormer Kraft wieder hinunter.

Mit einem großen Blasebalg unterm Dach wurde Luft in die Esse geblasen und das Schmiedefeuer am Laufen gehalten. In dem Balg aus Leder und Holz mussten ab und an Löcher geflickt werden. Dafür schickte man den kleinsten der Lehrlinge mit Nadel, Faden und Kerze hinein. Die Öffnung war winzig und die Buben fürchteten sich, weil es hieß, der Teufel, der „Blasbalgdeifi“, wohne in dem Balg. Aber jeder kam unversehrt wieder hinaus.

So hart die Arbeit als Schmied auch war, sie war gut bezahlt. Ein Gesell verdiente etwa zehn Mal so viel wie ein Knecht – wenn er durchhielt, ohne krank zu werden. Geschlafen wurde in einem einfachen Lager über der Schleiferei, die sich ein wenig unterhalb der Schmiede befindet.

In der Ruhpoldinger Glockenschmiede wurde allerhand Werkzeug und Strohmesser hergestellt und bis nach Nürnberg geliefert. Und „Kuagloggn“, also längliche Schellen, wie sie Kühe, Kälber und anderes Weidevieh auf den Almwiesen tragen. Für ein harmonisches Herdengeläut mischte man in Ruhpolding die geschmiedeten „Duschglockn“ mit ihrem dumpfen, scheppernden Klang und gegossene Glocken, die „Speisglockn“, für die oberen Töne. Der Glockenherstellung verdankt die Schmiede am Haßlberg ihren Namen.

© © Glockenschmiede Ruhpolding

Glockenschmiede Ruhpolding

Die im Brander Tal gelegene Glockenschmiede ist ein Hammerschmiede-Museum.

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