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Schlossbrauerei Stein Braukessel
© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

Ritterburg und Reinheitsgebot

Datum: 06.06.2024
Von: Kathrin Thoma-Bregar

Er soll ein „Braggl Mannsbuid“ gewesen sein. Ein Raubritter: groß, beeindruckend, mächtig. Und böse. Heinz von Stein lebte einst in der imposanten Höhlenburg, direkt oberhalb der heutigen Schlossbrauerei Stein im gleichnamigen Ort Stein an der Traun und trieb dort sein Unwesen. So jedenfalls die Sage. Auf, zu einer schaurig gruseligen Erlebnisführung.

Höhlenburg mit schaurigem Ritter

Konrad Grundner erwartet seine Gäste am großen Torbogen des Brauereigeländes. Mit der Geschichte der Schlossbrauerei Stein samt Hochschloss, Felsenburg und Unterschloss kennt er sich bestens aus. Der Rentner aus Stein an der Traun hat sich all sein Wissen selbst angeeignet. „Ich habe zuvor weder was übers Bierbrauen gewusst noch über die Höhlenburg“.

Er hat einen großen Schlüsselbund dabei und eine Taschenlampe. Sicheren Schrittes steigt er erst die Holzstufen zum Eingang der Höhlenburg voran und dann die 200 Stufen durch die verwinkelten Gänge und dunklen Schächte der mittelalterlichen Felsenanlage. Heinz von Stein wird sich hier dereinst den Kopf eingezogen haben müssen. Der wilde Raubritter soll an die 2 Meter groß - im Mittelalter kam das fast einem Riesen gleich – und kein schöner Anblick gewesen sein. Seine rechte Gesichtshälfte war stark lädiert durch einen Kreuzzug-Kampf, die andere war von Pockennarben gezeichnet, seine Eckzähne groß wie Eberzähne.

Sagen und Mythen

Koni Grundner und seine Burgführer-Kollegen wissen alles über die Sagen, die sich um den Bösewicht ranken. Auf der Führung durch die Felsenburg, in der schon zur Steinzeit Menschen hausten und deren Nagelfluh-Gestein Überbleibsel der letzten Steinzeit ist, erzählt er allerhand unheimliches und grauenhaftes. Über das Gefängnis, in dem Heinz von Stein die in Ungnade gefallenen Männer und Frauen erst hat schmoren lassen, bevor sie im endlos tiefen Hungerturm ein furchtbares Ende fanden, oder als Sklaven verkauft wurden. Auch einen 25 Meter tiefen Brunnen im Inneren der Höhlenburg, angeblich am Boden gespieckt mit spitzen Schwertern, soll Heinz von Stein genutzt haben, um Menschen hineinzuwerfen und zu töten. "Diese Annahme halte ich aber für eher unwahrscheinlich, da der Brunnen als Trinkwasserreserve gedient hat" erklärt Koni Grundner und wirft ein brennendes Papier in den Brunnen, um zu zeigen, wie tief er ist. Das Blatt fliegt lange.

Burg Heinz von Stein Brunnen
© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

Das "Waltraudzimmer"

Der Burgführer erzählt über die Folterkammer, die Wohnräume, den Rittersaal und die wohl bekannteste Sage. Die geht so: Auf seinen Streifzügen soll Heinz von Stein die Tochter des Maiers von Trostberg im „Waltraudzimmer“ gefangen genommen haben. Mit Drohungen und Schmeicheleien versuchte er das schöne Fräulein gefügig zu machen. Doch diese blieb standhaft, bestärkt durch ihren Geliebten Siegfried. Der Vater versuchte vergeblich seine Tochter zu befreien und geriet bei einem Angriff auf die Burg in Gefangenschaft. Heinz forderte Waltraud für sein Leben. Weil der alte Maier davon nichts wissen wollte, ließ der Raubritter ihn töten. Die verzweifelte Waltraud nahm sich daraufhin selbst das Leben. Aber auch für Heinz von Stein nahm das Drama kein gutes Ende. Er wurde von dem erzornten Siegfried erstochen, der ihn neben der toten Waltraud fand und für ihren Mörder hielt. Siegfried wusste nicht, dass der böse Ritter sein eigener Vater war.

Höhlenburg Heinz von Stein
© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

Besterhaltene begehbare Höhlenburg Europas

Koni Grundners Führung endet oben, beim Hochschloss, von wo aus sich ein weites Panorama bis auf die Alpenkette erstreckt. Bis zur Säkularisation 1803 verlief genau über diesem Felsen, auf dem das Schloss steht, „die historische Landesgrenze zwischen dem Erzstift Salzburg und Bayern“. Auf einem Holzschild zeigt ein Pfeil nach links „Rupertiwinkel“, der andere nach rechts „Chiemgau“. Über einen kleinen Fußweg geht es wieder zurück, der Brauerei entgegen. Zwischen November und März finden übrigens keine Führungen durch die Felsenburg statt, dann dürfen in den Gängen und Höhlen in aller Ruhe Fledermäuse ihren Nachwuchs zur Welt bringen.

Auch ohne die Sage über Heinz von Stein ist ihre Geschichte bewegend. Hochschloss, Felsenburg und Unterschloss, wo heute ein internationales, privates Internat untergebracht ist, gehören mittlerweile zum Gesamt-Gebäudekomplex der Schlossbrauerei Stein. Diverse Adelsgeschlechter haben hier eine Rolle gespielt, weiß Koni Grundner zu erzählen. Die von Törrings, die 1489 die Brauerei gründeten, die Freiherren von Lösch sowie die Kaiserinwitwe Dona Amalia von Brasilien, geborene Prinzessin von Leuchtenberg, mit ihrem Enkel und Zarennachkomme, Herzog Nikolaus von Leuchtenberg, Romanowskij-Fürst. Seit 1934 ist die Schlossbrauerei im Familienbesitz der Wiskotts und ihrer Nachfahren.

Schlossbrauerei Stein Bierlager
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Jede Menge Bier

60.000 Hektoliter Bier werden in der Schlossbrauerei Stein jedes Jahr produziert, so viel, wie auf einem dreiwöchigen Oktoberfest getrunken wird. Das Steiner Bier reift in einem einzigartigen Felsenkeller unter der 50 Meter hohen Nagelfluhwand. Hinein kommen nur Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser, so wie es das jahrhundertalte Bayerische Reinheitsgebot verlangt. Die Zutaten für die Biersorten stammen allesamt von einheimischen Produzenten aus der Region. Koni Grundner führt durch die hochmodern ablaufende Produktion, durch Sudhaus, Gärkeller, Flaschenabfüllung und die Lagerung in den Tiefen des Felsenkellers. An der Bierprobe, auch genannt "Zwickeln", und der Bierverkostung hätte wohl auch Heinz von Stein Gefallen gefunden. Wenn er nicht gerade in der Höhlenburg sein Unwesen getrieben hätte…

Schlossbrauerei Stein Braukessel
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Schlossbrauerei Stein Biere

Die Brauerei-Erlebnis & Höhlenburgführung der Schlossbrauerei Stein ist in vielerlei Hinsicht packend und mit der Chiemgau Karte kostenfrei.

Buchungen können direkt über die Website der Brauerei vorgenommen werden.

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Schlossbrauerei Stein

Im Jahre 1489 hat die Schlossbrauerei ihren Ursprung, jedoch mit einer noch älteren Adelsgeschichte in Schloss und Steiner Felsenburg.

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Über die Autorin Kathrin Thoma-Bregar