Wichtige Infos auf einen Blick
Wichtige Infos auf einen Blick
Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein hat Holz das Leben der Menschen geprägt. Es war Brennstoff, Werkstoff, Baustoff. Häuser, Schiffe, Wägen, Geschirr, Besteck, sogar Werkzeug, alles war aus Holz. Im Chiemgau war der Bedarf an Holz besonders groß, weil für die Eisenverhüttung und die Salzgewinnung riesige Mengen gebraucht wurden. Es bildete sich ein eigener Berufsstand heraus: die Holzknechte. Die zweigeschossige Dauerausstellung im Holzknechtmuseum Ruhpolding zeigt auf 300 Quadratmetern 400 Jahre ihrer Geschichte. Wie lebten die Holzknechte im Wald? Wie schaute ihr Arbeitsalltag aus und wie hat er sich bis heute verändert? In welcher Beziehung stehen Mensch und Wald und welche Herausforderungen prägen die Zukunft?
Die Ausstellung im Holzknecht Museum in der Laubau wurde vor zwei Jahren völlig neu konzipiert. Entstanden ist eine multimediale Zeitreise über zwei Stockwerke. Statt Vitrinen gibt es raumgroße Illustrationen, familientaugliche Mitmach- und Erlebnisstationen zum Hören, Riechen, Anfassen, Beobachten.
Gleich zu Beginn der laute Warnruf: „Obacht, Baam foit - Vorsicht, Baum fällt“, der die Besucher und Besucherinnen mitten hineinholt ins Geschehen. Die schrägen Zwischenwände im Raum vermitteln ein Gefühl für die Situation im steilen Bergwald und sollen deutlich machen, wie mühsam und aufwendig Holzfällarbeiten in Bergregionen sind. Beim Sapi darf Hand angelegt werden. Diese Hacke war das meistbenutzte Werkzeug bei der Holzbringung. Mit kräftigem Schwung wurde ihre Spitze in das liegende Holz eingeschlagen, damit es angehoben, gezogen oder gewendet werden konnte. „An dieser Station kann man körperlich erfahren, wie anstrengend diese Arbeit war“, sagt Museumsleiterin Dr. Ingeborg Schmid. „Die Holzknechte haben von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gearbeitet, oft 16 Stunden lang und die schweren Stämme nur mit dem Sapi bewegt.“
Die Fällung der Bäume wurde seit Urzeiten mit der Axt durchgeführt, auch das zeigt die Ausstellung anschaulich. Als vor rund 200 Jahren die Säge eingeführt wurde, revolutionierte das die Waldarbeit. Die Ausbeute stieg drastisch an, weil nicht mehr so viel Holz in die Späne fiel, was vor allem den Auftraggebern höhere Gewinne brachte. Die Holzknechte allerdings wehrten sich zunächst beharrlich. Weil die Sägen von schlechter Qualität waren und die Arbeit entsprechend schmerzhaft für Rücken und Hände war. Erst gegen eine Orgelspende für die Ruhpoldinger Kirche waren die Männer bereit, die Sägen zu gebrauchen.
Aktiv werden können die Besucher auch beim Bau einer Holzrutsche, der Loite. Über sie konnten früher die schweren Stämme schnell und sicher abtransportiert werden. Oder beim Arbeitseinsatz am Joystick einer modernen Holzerntemaschine, dem Harvester. Unter den Originalobjekten und Sammlerschätzen befindet sich sogar ein aufwändig restaurierter Bergkuli. Das ist eine selbstfahrende Seilwinde, die seit den frühen 1950er Jahren im Einsatz war. Auch die Rolle der Frauen wird beleuchtet. Sie versorgten die Männer mit Kleidung und Nahrung für die Arbeitswoche im Wald und verdienten sich als „Pflanzweibe“ bei der Nachzucht von Jungbäumen ein Zubrot.