Wichtige Infos auf einen Blick
Die Glocken schlagen, die Stunde ist voll. Ein gleichmäßiger, voller Klang breitet sich aus. Über Wiesen und sanfte Hänge, hinüber zum Rauschberg und Unternberg und Zellerberg und über das ganze weite Miesenbacher Tal. Zu laut scheint es nur den brütenden Dohlen. Aufgebracht fliehen sie aus dem Glockenturm der Pfarrkirche St. Georg. Sie flattern hinüber zum alten Bergfriedhof. Der liegt auf einer kleinen, runden Kuppe oberhalb der Kirche. Es ist ein ganz besonderer Ort, das ahnt jeder, der den steilen Weg heraufgestiegen ist. Weil man spürt, dass hier die Verstorbenen zwar in der Erde bestattet, aber gleichzeitig dem Himmel anvertraut sind, sagen die Leute.
Am Eingang des ummauerten Bergfriedhofes war im Boden ein alter Rost eingelassen. Er verhinderte, dass an den Schuhsohlen haftende, geweihte Erde nach draußen getragen wurde. Dahinter sind auf kleinen Terrassenstufen, ganz eng beieinander, die Gräber angeordnet. Eine bunte Mischung an Kreuzen aus Marmor und Holz oder Eisen, gemeißelt oder gegossen. Neben den Namen der Verstorbenen tragen sie bei den Bauern auch die Hofbezeichnung. Alle Gräber sind nach Osten ausgerichtet, weil dort am jüngsten Tag der Heiland auferstehen soll.