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Cartoonist Georg Sojer

Datum: 06.06.2024
Von: Kathrin Thoma-Bregar

Wenn Georg Sojer - oder einfach nur „Schorsch“ - am Berg unterwegs ist, hält er stets Ausschau nach Inspiration. Der Ruhpoldinger ist nämlich nicht nur Bergführer und Bergwachtler, er ist auch freischaffender Cartoonist und Illustrator. Der Unternberg ist sommers wie winters seine heimatliche Spielwiese. 

Hausbergln

Es ist einer dieser Sommernachmittage, an denen es sich am Berg gut aushalten lässt. Sanfter Wind streift über Wiesen. Der Himmel weißblau. Die Luft duftet nach Wald. Gen Süden über den hohen Alpengipfeln bauen sich Quellwolken auf, um sich am Abend wieder aufzulösen. Georg Sojer gibt das Tempo vor. Nicht zu schnell, nicht zu langsam wandern wir zum Unternberg hinauf. Steilere Passagen wechseln mit Abschnitten auf der Forststraße, die sich durch den dichten Bergwald zieht. Schorsch kennt hier jeden Stein. Natürlich, schließlich ist es sein Hausberg, schon immer, schon als kleiner Junge war er hier unterwegs.

Georg Sojer

»Berge sind für mich Lebensart. Ein Leben ohne kann ich mir nicht vorstellen, ich wollte schon als Kind Kletterer werden.«

Georg Sojer

Aus der Profikletterei wurde nichts, trotzdem dreht sich bei dem 61-Jährigen alles ums Gebirge. Als Bergführer und Bergwachtler sowieso. Aber vor allem beim Zeichnen. „Das habe ich mir selbst beigebracht. Damals in der Schule habe ich besonders gerne die Lehrer karikiert. Da blieb dann zum Lernen nicht viel Zeit, was sich in den Noten niederschlug“, erzählt er - und grinst ein bisschen schelmisch. Dass das Zeichnen tatsächlich sein Beruf wurde, verdankt Schorsch dem Zufall. „Ich wollte eigentlich von Werkzeugmacher auf Zimmerer umschulen, da hat mich ein Bergwachtkollege gefragt -er hatte eine Siebdruckerei - ob ich nicht für einen seiner Kunden einen Cartoon zeichnen könnte. Als Honorar gab‘s 200 Deutsche Mark. Das war zu der Zeit viel Geld und so hat‘s angefangen“.

Anfangs zeichnete Schorsch noch alles, dann spezialisierte er sich immer mehr auf das Thema Berg und Sicherheit. Weil er Ahnung hat von der Materie, öffnete ihm das in Fachkreisen viele Türen. „Wenn ich die Lehr- und Ausbildungsbücher des Deutschen Alpenvereins illustriere, muss mir keiner erklären, was ein Sackstich oder Mastwurf ist, oder worauf es bei einer Spaltenbergung ankommt“.

Hauptsache schräg

Längst arbeitet Georg Sojer nicht mehr mit Papier und Stift, sondern ganz modern am Zeichenbildschirm. Das hat den enormen Vorteil, dass er viel schneller und sauberer korrigieren kann. An einem Cartoon arbeitet er beispielweise rund fünf bis 20 Stunden. Und für diese satirischen Zeichnungen ist Schorsch in der Szene bekannt. Die letzte Seite im Magazin „Berg und Steigen“ gehört ihm. „Schräges“ heißt sie und schräg sind seine Cartoons, die alpine Szene liefert ihm jede Menge Stoff. Mal geht es um Seilschaften, mal um Speed, mal um Ausrüstungsgegenstände. Große Nasen sind sein Markenzeichen.

„Erzählen kann man schnell mal was, aber lustig zeichnen, das ist schon schwieriger“, sagt Schorsch. Seine Cartoons sehen beispielsweise so aus: Eine Seilschaft ist auf einem Gletscher unterwegs, der Vordere mit einem GPS in der Hand. Der Pfeil zeigt geradeaus. Die Gruppe steht an einer Spalte, etwa 20 Meter lang und zu breit zum Drübersteigen. Man könnte leicht außen herum gehen, aber das Gerät zeigt nun mal geradeaus. Der Anführer ist verzweifelt und sagt: „Jetzt haben wir aber ein Problem“. Oder ein kletterndes Pärchen in der Wand. Sie steigt beschwingt eine sehr schwere Seillänge voraus. Er schlottert mit dem letzten Hemd hinterher und schreit: „Aber einparken kann ich besser als du.“

Die richtige Vorbereitung

„Solche Seilschaften gibt es durchaus. Im Idealfall sollten immer zwei gleichstarke Partner unterwegs sein, egal in welcher Konstellation,“ weiß Georg Sojer und steigt gleichmäßigen Schrittes weiter bergauf. Oben erahnt man schon das Ziel und den flachen Bergrücken des Unternbergs mit seinem fantastischen Rundumblick. Seit 45 Jahren ist Schorsch bei der Bergwacht. Was ist der Grund für die meisten Bergunfälle? „Manchmal läuft es einfach blöd. Auch ich kann nicht ausschließen, dass ich beim Abstieg auf der Forststraße umknicke und mir das Sprunggelenk verletze. So etwas kann einfach passieren, und zwar jedem. Viel öfter aber überschätzen sich die Menschen bei der Tourenplanung. Sie müssen dann gar keinen Unfall haben, sondern kommen einfach nicht mehr vor und zurück. Das passiert häufig in Klettersteigen, wo man sich gerne in Sicherheit wiegt, weil ja überall ein Seil hängt. Wenn man dann festsitzt, wird die Bergrettung gerufen. Zum Teil werden diese Möglichkeiten schon im Vorhinein eingeplant."

Sein Rat lautet deshalb: Sich umfangreich über die Tour informieren, gutes Kartenmaterial dabeihaben und sich nicht überschätzen. Im Rucksack sollte neben Regenbekleidung auch etwas Warmes zum Anziehen sein. Denn selbst wenn stabiles Schönwetter gemeldet ist, kann es oben am Gipfel windig und kalt sein. „Vor allem wenn man geschwitzt hat, kühlt man sehr schnell aus und verliert Energie. Diese Kraft kann einem dann beim Abstieg fehlen“, weiß Schorsch. Auch eine Erste Hilfe Tasche, Brotzeit und elektrolythaltige Getränke gehören ins Gepäck. Das Mobiltelefon ebenfalls.

© © Georg Sojer

Wir erreichen das Gipfelkreuz des Unternberges. Zu unseren Füßen Ruhpolding und das weite Alpenvorland samt Chiemsee. Im Rücken die Alpenkette mit dem Rauschberg, dem Sonntagshorn, den Loferer Steinbergen und nicht zu vergessen die markante Hörndlwand. Kühe grasen friedlich um uns herum. Ein Bild wie aus dem Zeichenbuch. Selbst Schorsch schaut sehr zufrieden aus. Noch ein paar Monate, dann versinkt alles wieder im Schnee und er macht heroben Skiwacht, wie jedes Jahr. Ohne Berge geht es bei ihm eben nicht.

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Über die Autorin Kathrin Thoma-Bregar