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Herbergssuche zur Waldweihnacht

Datum: 07.12.2022
Von: Kathrin Thoma-Bregar

Die Ruhpoldinger Waldweihnacht ist nicht einfach nur ein Krippenspiel. Es ist eine ganz besondere Theateraufführung, gespielt und gesungen von Laien, unter freiem Himmel und mit einer Winterkulisse, die verzaubert.

"Achtung, die Schafe kommen!"

„Achtung, die Schafe kommen!“, tönt es über den Parkplatz beim Ruhpoldinger Holzknechtmuseum. Langsam fährt ein Auto mit Hänger vor. Drei wollige Tiere werden vorsichtig ausgeladen und Richtung Bühne geführt, gefolgt von Kälbchen und Pferden. Gleichzeitig trudeln vor dem Museumsgebäude immer mehr Zuschauer ein. Bis der Eingang geöffnet wird, wärmen sie sich bei dampfendem Glühwein und heißer Bosna. Sie stehen rund um die offenen Feuerstellen und halten ihre Hände den glühenden Holzscheiten entgegen.

Leise rieselt Schnee vom dunklen Abendhimmel, er deckt die Tannen weiß zu. Die Luft ist schneidend kalt.

Es ist genau diese Stimmung, die geheimnisvolle Atmosphäre einer Winternacht, mit der die Ruhpoldinger Waldweihnacht ihr Publikum in den Bann zieht. Diejenigen, die schon öfter dabei waren, erkennt man sofort: Sie sind in dicke Kleidung gehüllt und haben große Rucksäcke dabei mit warmen Decken, Wärmflaschen und Thermoskannen. Ihre Sitzplätze auf der großen Tribüne polstern sie sich gut aus, manche sogar mit mitgebrachten Lammfellen.

Ursprünglich sollte die Waldweihnacht nur ein kleines Krippenspiel werden

Alle drei Jahre verwandelt sich das Areal rund um das Holzknechtmuseum zu einer Freilichtbühne. Wochen im Voraus beginnen die Veranstalter vom Ruhpoldinger Trachtenverein D‘Miesenbacher mit den Vorbereitungen. Für die rund 100 Laienschauspieler fangen die Proben bereits im Sommer an. Viele fleißige Hände helfen zusammen, etliche schon seit Kindertagen, so wie Vereinsvorstand Anton Senoner. 1995 spielte er mit sieben Jahren die Kinderhauptrolle. Heute leitet er sämtliche Geschicke, bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Zur Waldweihnachts-Zeit nimmt er sich extra Urlaub von Straßenbauamt und Bauernhof. Das Event zu organisieren, verlangt den Verantwortlichen nämlich einiges ab: Die Licht- und Tontechnik, den Aufbau der Kulisse und Tribüne, der Ticketverkauf und die Werbung. Bei den Gewändern greifen Senoner und sein Team auf die erfahrenen Hände der Ruhpoldingerin Evi Schweiger zurück, die schon für die Salzburger Festspiele genäht hat. „Aus ihrem Fundus haben wir einiges erwerben können, der Rest kommt vom Kostümverleih“, erzählt er.

Ursprünglich sollte die Ruhpoldinger Waldweihnacht ja nur ein kleines Krippenspiel werden. „Der damalige Miesenbacher Vereinsvorstand hatte Ende der 70er-Jahre eine einfache Aufführung im Sinn gehabt“, erzählt Anton Senoner. Keiner hatte damit gerechnet, dass die Ruhpoldinger Fassung der Weihnachtsgeschichte zum Dauerbrenner werden würde und die Zuschauer immer mehr. Längst sind die Eintrittskarten heiß begehrt. Mit dem Erfolg kam auch die Professionalität. „Früher hatten wir nur Baustrahler und keinen Ton und die Tribüne war ein Kieshaufen, auf den sich die Zuschauer stellen konnten, um überhaupt was zu sehen“, erinnert er sich zurück.

Anton Senoner bei der Waldweihnacht

»„Früher hatten wir nur Baustrahler und keinen Ton und die Tribüne war ein Kieshaufen, auf den sich die Zuschauer stellen konnten, um überhaupt was zu sehen“«

Anton Senoner

Heute sitzen die Zuschauer auf einer komfortablen Tribüne mit Rückenlehnen. Sobald alle ihren Platz eingenommen und sich in ihre Decken gehüllt haben, geht es los. Das ganze Außengelände des Holzknechtmuseums mit seinen Hütten und den Stadeln wird zur Bühne. Im Kern dreht sich die Ruhpoldinger Waldweihnacht stets um die bekannte Herbergsgeschichte: Die hochschwangere Maria und ihr Mann Josef machen sich auf den beschwerlichen Weg in ihre Heimatstadt. Sie müssen an der seinerzeit ersten Volkszählung teilnehmen. Lange finden sie keinen Unterschlupf und landen letztlich in einem einfachen Heuschober. Dort wird mitten in der Nacht das Jesuskind geboren. Hirten künden davon, und die Heiligen Drei Könige machen dem Gottessohn ihre Aufwartung. Jedes Mal anders ist die geschichtliche Epoche und das Dorfgeschehen, in das Regisseur und Drehbuchautor Christian Burghartswieser die Heilige Geschichte verankert. „Die Ruhpoldinger Waldweihnacht spielte schon in der Zeit vor, nach und während der Weltkriege oder auch in der prunkvollen Biedermeier-Epoche. Die Aufführungen sind nie gleich“, erklärt Anton Senoner. Und doch berühren sie die Zuschauer eins ums andere Mal. 

Rund zwei Stunden dauern die insgesamt fünf Vorstellungen unterm Winterhimmel. Mal scheint der Mond dazu, mal pfeift der Wind, mal blitzen Sterne vom Himmel, mal fallen Flocken. Es fahren Pferdegespanne durchs Bild, auf dem Marktplatz herrscht emsiges Treiben, selbst die Schafe heben ihre Köpfe im richtigen Moment. Lichter erscheinen und der Engel - weil in der größten Armut und im schwersten Unglück die Hoffnung bleibt. Die Schauspieler tragen Mikrofone, das Orchester wird live aus einem Saal im Holzknechtmuseum zugeschaltet. Sie untermalen das gesamte Spiel mit sanften Klängen und Liedern. Und alle zusammen, Schauspieler, Statisten, Musiker, geben dem Publikum am Ende eine Botschaft von Liebe und Frieden mit. Der begeisternde Applaus ist ihnen dafür gewiss, immer wieder müssen alle unter stehenden Ovationen auf die Bühne.

Und dann kehrt Ruhe ein. Jeder macht sich auf den Heimweg, zu Fuß, um sich aufzuwärmen oder mit dem Busshuttle. Auch die Tiere werden wieder eingeladen. Aber die Ruhpoldinger Waldweihnacht klingt noch lange nach. Weil sie festlich und doch bescheiden ist, ruhig und berührend. So, wie Weihnachten sein soll.

Interesse geweckt?

Die Ruhpoldinger Waldweihnacht findet alle drei Jahre vor der atemberaubenden Kulisse des Holzknechtmuseums statt. Eine Übersicht zu den Tickets, Preisen und Terminen gibt es unter www.ruhpoldinger-waldweihnacht.de

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