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Unternberghof
© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

Eine Geschichte vom O'Kema

Datum: 12.07.2023
Von: Kathrin Thoma-Bregar

Andreas Walker hat die Zelte in der alten Heimat abgebrochen. Der Unternberg Hof in Ruhpolding ist sein neues Zuhause geworden, mit viel Liebe zum Detail hat er ihn aufwendig renoviert. Entstanden ist ein besonderer Ort, für Gäste und Einheimische. Wild steht ganz oben auf der Speisekarte.

Neuanfang in Ruhpolding

Den Traum hatte Andreas Walker schon lange – und dann ging doch alles ganz schnell. Innerhalb von zwei Monaten ist er aus der Nähe von Stuttgart in den Chiemgau gezogen. Er hat daheim Wirtshaus und Privatimmobilie verkauft und in Ruhpolding einen Neuanfang gewagt, am Unternberg. Dort stand der gleichnamige Unternberg Hof zum Kauf. Er war in keinem guten Zustand, weder außen noch innen. Ein im Laufe der Jahre aneinander gestückeltes Gebäude ohne jeden Charme. Dafür aber mit fantastischem Bergblick, viel grüner Wiesen, Natur, frischer Luft, Ruhe, - all das, was Andreas Walker suchte und zuletzt in Stuttgart so vermisst hatte. „Dort herrscht immer mehr Hektik, viel Verkehr und Lärm und die Menschen sind immer gestresst“, erzählt er. Nach dem ersten Besichtigungstermin griff er deshalb sofort zu. Und hat es nie bereut. „Auch wenn ich im ersten Moment dachte: Oh je, das wird viel Arbeit. Aber ich wusste, dass es sich lohnen würde. Der Schritt war riesig, das entscheidet man nicht spontan aus dem Bauch raus. Ich habe alles sehr gut durchdacht und geplant.“

Andreas Walker
© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

Der Unternberg Hof hat Andreas Walker auch deswegen sofort zugesagt, weil er auf dem großen Areal eine kleine Hobbylandwirtschaft verwirklichen kann. Er hat einen Haufen Hühner und sechs Hochlandrinder.

Es sind pflegeleichte, robuste Tiere, die sich das ganze Jahr über auf einer Bergwiese nahe dem Hotel tummeln dürfen, sommers wie winters. Ihren Unterstand nutzen sie so gut wie nie. Die Rinder können bis zu 21 Jahre alt werden, bei Andreas kriegen sie ihr Gnadenbrot, bis zum Schluss. Geschlachtet werden sie nicht. Je älter sie werden, desto imposanter werden diese Tiere. Einen der Bullen hat Andreas sogar mit der Flasche aufgezogen. Dreimal am Tag hat er ihm Milch gegeben. „Er ist so zutraulich geworden, immer wenn ich in den Stall komme, will er mich abschlecken, er ist wie ein Hund“, sagt er.

Wow-Effekte während der Renovierung

Andreas hatte genaue Vorstellungen davon, wie er das gesamte Anwesen renovieren und modernisieren will. Den ersten Wow-Effekt brachte das Sandstrahlen des Holzes. Als wäre der Hof von allem Alten, Schweren befreit. Eindreiviertel Jahre hat die umfangreiche Kernsanierung gedauert. Zwischendurch standen im Restaurantbereich nur noch die tragenden Balken, kein Boden, keine Decke. „Man hat von unten bis hinauf zum Dach schauen können“ erinnert sich Andreas. Umso beeindruckender das Ergebnis: 16 Hotelzimmer gibt es im Unternberg Hof und keines gleicht dem anderen. Sichtmauerwerk, aufgearbeitete Holzdielen, -bohlen und Dachbalken schaffen Behaglichkeit, genauso wie fein ausgesuchte Naturmaterialien. Ein alter Kachelofen konnte erhalten werden, er hat nur einen neuen Einsatz mit einer Glasfront bekommen. Außerdem gibt es einen Wellness- und Saunabereich und einen Außenpool, von dem man der Sonne beim Aufgehen zuschauen kann. Und natürlich das Restaurant. Andreas Reich.

Unternberghof
© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

Ab in die Küche

Andreas ist Koch, mit Leib und Seele. Er wollte nie etwas anderes werden. Daran ist die Oma schuld. „Am liebsten habe ich ihr in der Küche geholfen. Nebenbei lief immer das Radio und oft hat sie mitgesungen, wie Omas das halt gerne so machen. Als mir die Frau unseres damaligen ersten Küchenchefs mit elf Jahren auch noch eine Kochjacke geschenkt hat, auf der mein Name eingestickt war, gab es für mich jeden Tag nach der Schule nur noch eins: Ab in die Küche, der Ranzen flog sofort in die Ecke.“ Aus seiner Küche im Unternberg Hof genießt Andreas den Blick hinaus ins Grüne. Sie ist ganz neu, in einem Anbau untergebracht und komplett nach seinen Wünschen gestaltet. Auch bei ihm läuft das Radio. Wild ist Andreas Lieblingsfleisch, er hat sogar einen eigenen Jagdschein. „Viele haben Angst vor Wildfleisch, dabei hat es eine ganz wunderbare Qualität und es ist am nachhaltigsten“, erklärt er. „Man kann es genauso behandeln wie gutes Rindfleisch und kauft es am besten beim Jäger vor Ort. Adressen gibt es auf der Internetseite des Bayerischen Jagdverbandes.“ Derzeit ist ein Rehrückengericht mit getrüffeltem Kartoffelgratin der Hit auf seiner Speisekarte. Eine bayerisch-traditionelle Zubereitung mit asiatischem Einschlag. Koriander, Chili, Knoblauch setzen die Akzente. So kocht Andreas am liebsten: bodenständiges und modernes, vereint auf einem Teller, aber nie abgehoben, das ist ihm wichtig. „Bei uns soll sich jeder wohlfühlen, Wanderer, Tourengeher, Radfahrer, Urlauber, Einheimische. Deswegen wird es bei mir auch immer Gerichte wie einen Wurstsalat oder eine Currywurst mit einer selbstgemachten Soße geben.“

Andreas Walker

»Es ist perfekt so wie es ist.«

Andreas Walker

Andreas Walker ist Koch, Hotelier, Hobbybauer, Jäger, Fischer. Er ist immer am Tun, immer am Machen. Aber man sieht ihm den Spaß dabei an. „Es ist so ein tolles Berufsfeld und ich bin sehr stolz auf mein Team, ohne das das alles hier gar nicht möglich wäre. Wir haben den ganzen Tag mit Menschen zu und es ist schön zu sehen, wie wir sie glücklich machen können.“ Glücklich ist Andreas auch. „Es ist perfekt so wie es ist“, sagt er. Muss er doch mal für einen Familienbesuch nach Stuttgart ist er froh, wenn er auf der Autobahn den Chiemsee passiert und die Berge sieht. Andreas ist angekommen, o’kema.

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Gastronomie Unternberg Hof

Bodenständiges und modernes Essen vereint auf einem Teller!

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